01 Gerhard Marcks

„Man hat mich als Expressionisten gelten lassen, als Entarteten gebrandmarkt, als Klassizisten beiseite gelegt und als Realisten wieder hergeholt.“ (1979)

Mit diesen Worten beschreibt sich der Künstler Gerhard Marcks (1889 – 1981), bedeutender deutscher Bildhauer, Zeichner und Grafiker.

Nach seiner Zeit am Weimarer Bauhaus, an das ihn Walter Gropius 1919 als Formmeister berufen hatte – Marcks war mit dem Aufbau der Keramikwerkstatt in Dornburg an der Saale betraut – geht er 1925 an die Burg Giebichenstein in Halle (Saale).

1930 erwirbt Marcks in Niehagen eine sogenannte „Büdnerei“ und nimmt darin mit seiner Frau und den fünf heranwachsenden Kindern zum ersten Mal Sommerquartier. Hier findet Marcks eine weite und ruhige Landschaft, die er in zarten Bleistiftzeichnungen und in Gedichten einfängt, und die Gemeinschaft gleichgesinnter Menschen in der ehemaligen Künstlerkolonie Ahrenshoop.

Das Feriendomizil wandelt sich in einen Rückzugsort, in ein Refugium, als Gerhard Marcks 1933 von den Nationalsozialisten an der Burg Giebichenstein gekündigt wird – er hatte sich gegen die Entlassung der jüdischen Keramikerin Marguerite Friedlaender eingesetzt. Im selben Jahr lässt er sich ein bescheidenes Atelier an das Haus in Niehagen bauen. Ein großes, in das Rohrdach integrierte Fenster bringt reichlich Nordlicht an den Arbeitsplatz des Bildhauers, an dem in den Folgejahren zahlreiche kleinere Plastiken entstehen.

Als der Sohn Herbert im 2. Weltkrieg fällt und Bomben das Atelier in Berlin-Nikolassee zerstören, wird die Büdnerei schließlich zum festen Wohnsitz der Familie Marcks. 1946 nimmt der Künstler einen Ruf an die Landeskunstschule Hamburg an und kehrt nicht wieder auf das Fischland zurück. Nach langen Jahren als freischaffender Bildhauer in Köln stirbt Gerhard Marcks im Alter von 92 Jahren in Burgbrohl in der Eifel.